Wer Augen hat zu sehen, der möge lesen
Das Buch „Die Weiterbildungslüge“ hat eine ganz klare Botschaft; in unserer Weiterbildung ist der Wurm! Natürlich hat das Buch auch etwas Voyeuristisches und jeder interessierte Leser sagt entweder „toll“ oder „pfui“, aber wer ehrlich ist, kann einen bestimmten Trend nicht leugnen. Stellt sich mir lediglich die Frage, ob die Weiterbildungslüge nicht auch nur eine weitere Lüge in unserer Bildung überhaupt ist. Immerhin sind Trainer, Entscheider und deren Chefs sowie Teilnehmer an der Weiterbildung alle durch eine sich ent- oder verwickelnde Grundbildung von Elternhaus und Schule mit oder ohne Abitur, mit oder ohne Studium gegangen.
Genau hierin besteht auch ein weiteres Problem. Wir vermitteln Fachwissen, das jeder braucht und annimmt. Es hat einen greifbaren, praktischen Nutzen. Was wir nicht vermitteln, ist das Wissen über und für das Leben und deshalb greifen Weiterbildungen mit diesen ganzen Skills wenig bis gar nicht. Da wir selber nicht wissen (wollen), was wir brauchen, wie wollen (sollen)wir dann wissen, was der Andere braucht?
Das grundlegende Problem bei allen Beteiligten ist, dass sie alle auf einem sich immer schneller drehenden Karussell sitzen, bei dem immer schneller die gleiche Falle an der gleichen Stelle zuschnappt. Wir erkennen nicht einmal den eigenen Anteil daran, wir pflegen uns lieber als Opfer. Dabei sind alle gleich, der Chef als Opfer der Mitarbeiter und die Mitarbeiter als Opfer des Chefs und der Entscheider für die Weiterbildung als Opfer der Chefs und der Mitarbeiter. Jeder will verstanden werden, aber keiner den anderen verstehen. In dem Buch wird die Botschaft von Richard Gris überbracht, der zwar Insider ist, aber trotzdem Außen steht, im weitesten Sinne zum Umfeld gehört. Sein, unser Training greift nicht, weil die Mitarbeiter … , weil das Management … und weil das Umfeld … auf 230 Seiten etwas tut und/oder lässt. Was ist die Schlussfolgerung, die versteckte Botschaft? Auch wir als Trainer sind das Opfer der Umstände, mit und unter denen wir weiterbilden müssen. Wegen den Mitarbeitern, dem Management und dem Umfeld haben wir armen Frauen und Männer nicht den gewünschten Erfolg.
Wir sind Trainer, weil wir davon überzeugt sind, mehr als andere zu wissen und darüber hinaus auch glauben, es vermitteln zu können. Ist das tatsächlich so, wenn wir statt einer Selbstschau eine Außenschau betreiben? Ein Mann wachte eines Morgens auf, er hatte einen Traum. In diesem Traum erhielt er von seinem Gott die Aufgabe, die Welt zu ändern. Nun fragte er sich, wo er denn beginnen sollte. Bei der Betrachtung der Welt, des Landes in dem er lebte, seiner Region, seiner Heimatstadt, seiner Straße, seinem Haus, seiner Wohnung, den Zimmern seiner Wohnung, landete er letztlich bei sich selbst. Wir ändern die Welt nur, indem wir uns selber verändern, nicht indem wir mit dem Finger auf andere zeigen, denn zeigen wir mit dem Finger auf andere, sind drei Finger der Hand noch immer auf uns selber gerichtet.
Hören wir auf, uns als Opfer mit den schlecht geglaubten Umständen zu identifizieren, schaffen wir uns unsere eigene positive Welt und holen die Anderen mit in diese Welt, nicht durch Entertainment und Schauspiel, sondern durch Authentizität. Fangen wir bei uns als Trainern und Coachs an! Der Fuchs im Kleinen Prinzen sagt: „…man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“
„Die Weiterbildungslüge“ unbedingt lesen, das Buch ist ein Lehrstück, wie man mit unzähligen Aufzählungen von sich selber ablenken kann, die Schuld bei den Anderen sucht und natürlich findet. So funktionieren Schuld, Angst, Zorn und Kritik, einerseits gegen andere und andererseits gegen sich selbst.