Zwei Menschen sitzen zusammen und haben sich einen Moment einmal nichts zu sagen, sie sinnieren vor sich hin. Da fragt der Eine den Anderen „woran denkst du gerade?“ und der andere sagt „an nichts!“ Geht das? Nun, in einem meditativen Zustand schon, wenn wir es gelernt haben, sonst ist unser Verstand das größte Hindernis. Und es geht natürlich auch, wenn wir im sogenannten Flow sind, in den wir uns nicht bewusst bringen können, aber hinein gelangen. Den Flow erreichen wir, wenn wir uns ganz und gar einer Sache hingeben, es einfach fließen lassen, nicht über „richtig oder falsch“ nachdenken. Unser Körper ist immer im Hier und Jetzt, unser Verstand pendelt zwischen der Zukunft und der Vergangenheit hin und her, nur im Jetzt ist er nicht. Gerade deshalb fällt es uns auch nicht immer leicht, uns auf Gegenwärtiges zu konzentrieren.
Wir kommen aber mit dieser Unkonzentriertheit nicht zur Welt, wir bekommen sie angewöhnt, anerzogen. Das merkt man daran, wenn wir als Eltern oder Erzieher oder Lehrer Kinder einmal in ihrem Tun beobachten. Wenn sie spielen oder lesen gehen sie nicht selten ganz in dem Vorgang auf. Ein Erwachsener ruft sie zum Essen, zum nach oben kommen oder irgendwelchen anderen von den Erwachsenen gewollten Tätigkeiten. Das Kind hört es einfach nicht, selbst zwei- oder dreimal rufen erreicht den Adressaten nicht. Flow ist dann fast wie Tagtraum, das Gehirn befindet sich in einem anderen „Aktivitätsmodus“ den man Alpha nennt. Das ist ein Zustand, in dem sich Kinder im Alter von ca. 6 – etwa 9 Jahren wenn sie „wach“ sind, immer befinden, auch wenn wir glauben, sie befinden sich in dem gleichen Wachzustand – Beta – wie die Erwachsenen.
In diesem schwankenden Denken zwischen Zukunft und Vergangenheit haben wir es auch verlernt, positiv über uns, andere Menschen oder eine Vielzahl von Ereignissen zu denken. Das können wir auch dann sehr konkret feststellen, wenn sich jemand unverhofft bei uns telefonisch oder postalisch meldet oder wir eine Vorladung von irgendjemandem irgendwohin bekommen. „Was wollen die schon wieder?“ So beschäftigen wir uns ab dem Moment mit der Problematik und merken gar nicht, wie wir uns selber die Zeit stehlen und immer wieder gedanklich nach unten ziehen.
Seit vielen Jahren gibt es auf dem Markt des Coaching und Training solche Formulierungen und Übungen, die sich unter „denk positiv“ zusammenfassen lassen. Ob es nun Affirmationen sind oder Denkspiele, mit denen Ereignisse in ihrer Bedeutung von Preis auf Gewinn umgeschrieben werden, ist gleichgültig, es kann immer nur ein Anfang sein. Wichtig ist zu erkennen, dass es nicht darum geht, positiv zu denken, sondern positiv zu SEIN.
Was ist unter dem SEIN zu verstehen. Es ist nicht einfach, positiv zu SEIN, bedeutet aber in der Konsequent eben genau das zu zulassen, was man unter Flow ins deutsche übersetzt verstehen muss. Es ist fliesen, rinnen, strömen, letztlich das Leben und alle damit im Zusammenhang stehenden Umstände zu akzeptieren. Es geht ganz und gar nicht darum, Ereignisse durch Manipulation im Sinne der Wiederholung der Vergangenheit zur Gewinnmaximierung oder der Schmerzvermeidung zu beeinflussen. Auch ist es wichtig, eben nicht immer wieder der Vergangenheit, der „goldenen Zeit“ nachzuhängen. Damit befinden wir uns in einem fortwährenden gedanklichen Mangel. Mangel bringt Mangel hervor, er verstärkt sich. Im Mangeldenken vergleichen wir immer ein geglaubtes „Haben“ mit einem imaginären Soll. Hinzu kommt der Vergleich mit anderen Personen oder früheren Situationen. Dabei kommt das Haben immer schlecht davon, bzw. hat das momentane Glücksgefühl nur einen kurzen Moment Nachhaltigkeit.
Positives Denken allein kann keine Lösung sein, wenn ich innerlich nicht wirklich mit mir und der Welt – allen Objekten und Subjekten – um mich herum zufrieden sein kann. Fallen diese beiden Dinge auseinander, entsteht in mir ein Widerspruch, der sich nicht durch das Denken allein auflösen lässt. Um in das positive SEIN zu kommen ist es erforderlich, die Selbst- und Fremdwahrnehmung zu verändern, sich im eigentlichen Sinne der Bedeutung des Begriffs „Individuum“ mit allem verbunden zu fühlen, sich zu allem universellen zugehörig zu fühlen. Ein erster ganz persönlicher Schritt ist die Wahrnehmung der persönlichen Verantwortung für den eigenen Körper, für seine Versorgung mit Nahrungsmitteln und in einem weiteren Schritt dafür zu sorgen, dass neben einer körperlichen auch eine geistige Hygiene erforderlich ist.
Viele wundervolle Erlebnisse auf dem Weg zum positiv SEIN.